Am 4. Mai fand im Rahmen der vom Elternbeirat veranstaltenden Reihe ein Vortrag zum Thema Wertorientierung statt. Frau Birgit Schmid vom Elternbeirat zieht Bilanz:
„Nur einige wenige Eltern zeigten Interesse am vom Elternbeirat des Hallertau-Gymnasiums Wolnzach organisierten Vortrag über Werteorientierung, der nach einem theoretischen Teil in reger Diskussion endete.
Immer wieder überlegt sich der Elternbeirat des HGW, wie er die Eltern in ihrer erzieherischen Leistung mit Fachvorträgen renommierter Referenten unterstützen kann. So hatte er am Montag zum Thema „Werteorientierung und Werteerziehung als aktuelle Herausforderung für Eltern und Gesellschaft“ diesmal Frank Schallenberg geholt. Der sympathische Diplom Sozialpädagoge (FH) aus Wuppertal ist Geschäftsführer beim Deutschen Kinderschutzbund – Ortsverband Bonn e.V. und ein gefragter Experte auf dem Gebiet Kinderwohl. Um eine lockere Atmosphäre zu schaffen und Diskussionen über das Thema auszulösen, boten die Damen des Elternbeirats bereits im Vorfeld Sekt wahlweise mit Orangensaft an.
Ob es nun daran lag, dass diese Woche auch der Elternsprechtag stattfand, oder ob es an den ersten lauen Frühlingsabenden lag, die Resonanz war erschreckend gering. Zieht man die Elternbeiratsmitglieder und Lehrer ab, kam man gerade einmal auf eine Interessentenzahl von rund 20 Leuten und das obwohl ein Vater, der gar keine Schüler am HGW hat, sogar extra aus Pfaffenhofen kam. Schallenberg, der es sonst gewohnt ist vor ca. 300 und mehr Leuten zu referieren, wirkte zunächst irritiert, schien aber die familiäre Atmosphäre bei der anschließenden Diskussion zu genießen. In seinem Vortrag ging er zunächst auf die Aktualität des Themas ein, indem er versuchte den Bedarf an weitgehender Werteorientierung und Werteerziehung an aktuellen Entwicklungen aufzuzeigen. Dabei stellte er fest, dass sich der Blick auf Werte und Regeln in der Gesellschaft wieder positiv verändert! Im Wandel und Umbruch bei den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen Zusammenlebens sieht er jedoch immer noch eine Diskrepanz zwischen Anforderung und Realität. So würden die Firmen zwar „sozial kompetente“ Bewerber suchen, diese müssten sich dann aber mit „Ellbogenmentalität“ nach oben arbeiten können. „Das ist ein Widerspruch in sich!“, der immer wieder für Verwirrung sorgt. Das Nachlassen von inhaltlicher Besetzung zentraler Werte wie Gemeinschaft, Respekt oder Toleranz führe zur Zunahme von Unsicherheit im Alltagsumgang. Durch die veränderten Bedingungen des Aufwachsens entstehe eine zunehmende Verunsicherung bei Kindern und Jugendlichen. Bei fehlender Auseinandersetzung mit Regeln und Werten würden Medieneinflüsse ungefiltert Einfluss nehmen und so zu Verunsicherung im Verhalten gegenüber Gleichaltrigen und damit auch zu verstärktem Auftreten von Gewalt insbesondere von Mobbing führen. Wandel und Umbruch privat und in der Schule verlangen immer wieder ein klares und deutliches Entgegensetzen von Regeln, Werten und Orientierungspunkten. Schallenberg sagt: ,,Wir müssen Kindern Alternativen aufzeigen, was uns Erwachsenen als Wert wichtig ist. Wenn wir das nicht tun, übernehmen es andere, die Clique oder die Medien oder beide. In diesem Spannungsfeld finden wir heute die Kinder vor.“ Als Problem wurde auch erkannt, dass Jugendliche, die sich „Werte-bewusst“ verhalten, indem sie zum Beispiel Schwächeren oder Gemobbten beistehen, dann oft selbst zum Opfer werden und dadurch diese Werte unbewusst oder vielleicht sogar bewusst in Frage stellen. Bei der anschließenden Diskussion über diese Problematik diskutierte auch Renate Nosko, die als Gastgeberin aus der erweiterten Schulleitung die Schule vertrat, kräftig mit.“
Birgit M. Schmid