Der übliche Schüleraustausch lag aufgrund von Corona seit 2020 brach, so dass wir uns in diesem Jahr mit 20 Zehntklässler*innen für eine verkürzte Variante entscheiden: Wir treffen uns mit unseren Correspondant*es auf halber Strecke. Nach einer geduldsfordernden Zugfahrt, die zwei Stunden länger dauert als vorgesehen, beziehen wir in Strasbourg die Stuben in der „Caserne Stirn“. Soweit möglich werden Franzosen und Deutsche gemeinsam untergebracht und nächtigen so gut bewacht wie selten.

Die Verbindung zu unserer Partnerschule „Prytanée National Militaire“ öffnet uns in dieser Maiwoche einmal mehr zahlreiche Türen, deren Durchschreiten den meisten Touristen verwehrt bleibt.

Zunächst ist Strasbourg mit einer Bootsrundfahrt, einem Besuch der „Cathédrale Notre Dame“ und zahlreichen Spaziergängen (im Schnitt 22000 Schritte täglich) an der Reihe. Der israelitische Militärseelsorger Blum führt uns durch die „Synagogue de la Paix“ und gibt uns einen tiefgründigen Einblick in jüdische Geschichte und jüdisches Leben. Wir dürfen den „PaIais du Gouverneur“ besichtigen – eine Ehre, die dem „Fußvolk“ sonst nur an einem Wochenende im Jahr zuteil wird. Auch ins „Casino de Broglie“, die gehobenere Offizierskantine, schnuppern wir kurz hinein. Die deutsch-französische Vergangenheit der Stadt steht im Mittelpunkt des historischen Museums.  Ein Tagesausflug führt uns nach Baden-Baden, wo wir unter anderem ein ausgedehntes Mittagessen in einem – jawohl – bayerischen Wirtshaus genießen; über diese Abwechslung von der Kantine freuen sich alle Beteiligten gleichermaßen. Ein besonderes Spektakel stellt am vorletzten Tag der Fahnenappell um 8 Uhr morgens dar, dem wir am Freitag beiwohnen; während die französischen Schüler*innen die Zeremonie souverän meistern, bringen wir die Befehle „garde à vous“ und „repos“ ständig durcheinander und bieten den Anwesenden sicher einen unterhaltsamen Anblick. Im „Musée d’Alsace“ erfahren wir viel Interessantes über die französische Grenzregion. Schließlich folgt der Besuch des Europäische Parlaments – hier beeindruckt uns nicht nur das imposante Gebäude, sondern besonders der Gedanke, dass Freundschaft verbindet und dadurch den Frieden in Europa sichert.

Nur abends bleibt Zeit für ein Ausgleichsprogramm, denn wer möchte, kann sich jeden Tag sportlich austoben: Neben Fußball und Ausdauer versuchen sich die Fittesten, abgesehen von Hindernis bedingten Abschürfungen, erfolgreich am Militärparcours. Daneben wird Werwolf oder UNO gespielt, Karaoke gesungen und viel (!!!) französisch bzw. englisch gesprochen.

Am Schluss sind wir uns alle einig: C’est à refaire! (= Gerne wieder!)

Tanja Schymkowitz